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Das richtige Maß beim Kantenbrechen

Siehe auch: Werkzeuge für die Kantenbearbeitung
Ein einfacher Kantenzieher, Kantenbrecher oder auch Kantenhobel, setzt man an der Kante an, und er hobelt diese ab. Damit ist die Kante gebrochen. Es entsteht eine neue Seite im Profil (siehe Grafik rechts).
 

Meist will man die Kante "runden" und hinterher polieren. Dafür ist eine gleichmäßige Achteck- Form am günstigsten.

Damit eine Achteckform entsteht, muss der Kantenzieher in 45° Winkel zur Fläche gehalten werden und längs der Kante entlang geführt werden.
 

Es ist aber noch etwas anderes wichtig:

Die Seitenlängen müssen zur Lederdicke passen - sonst entsteht ein ungleichmäßiges Achteck oder eine ganz andere Form.


Die Grafik rechts zeigt eine Kante im Profil, die bereits von beiden Seiten gebrochen wurde. Der gestrichtelte Kreis zeigt an, wie das Rund "ideal" verlaufen würde (die Zickzacklinien unten habe ich gemalt, weil ich keine ganze Haut auf den Bildschirm bekomme und irgendwo das Leder abreissen musste).

Und dann ist noch wichtig, dass der Kantenzieher nicht auf dem Tisch aufsetzt. Dazu ganz unten mehr.

 

Wie Schnittbreite und Lederdicke zusammen hängen

 

Breite des Kanzenziehers und optimale Lederdicke
Schnittbreite [mm] Lederdicke [mm]
S D
0,50 1,2
1,00 2,4
2,00 4,8
3,00 7,2
4,00 9,7

 

Die Kantenzieher hobeln auf eine bestimmte Breite ab. Diese ist durch die Größenangabe des Herstellers definiert, allerdings definieren die Hersteller die Größe z.B. 3 unterschiedlich (3/10 Zoll, 3mm, herstellerspezifische Tabelle).

Daher ist hier stehts die Schnittbreite in Millimetern angegeben - so kann man es für Kantenzieher beliebiger Hersteller einsetzen.

Wenn man also einen Kantenzieher mit einer Schnittbreite von S hat,  dann berechnet sich die Lederdicke D als

 

S*(1+Wurzel(2)).

 

Oben habe ich einige Werte von Seitenlänge bzw. Schnittbreite auf die Lederdicke ausgerechnet. Zum Beispiel ist ein Kantenzieher mit der Schnittweite 1 perfekt für ein 2,4mm dickes Leder - und der Kantenzieher der Schnittweite 2 also perfekt für zwei Lagen davon - insgesamt 4,8mm - wenn man sie zusammennäht und außen die Kante brechen will.

 

Als Merksätze:

  • für ein Rund sollte die Lederdicke das 2,4-fache der Breite betragen, auf die der Kantenzieher schneidet.
  • für zwei Lagen brauche ich den Kantenzieher in der doppelten Breite.

 

Aufsetzen vermeiden

Es gibt noch einen weiteren Punkt: Die Stegbreite des Kantenziehers.

Wenn man von einem rechteckigen Profil des Kantenziehers ausgeht, dann berechnet sich die notwendige Dicke des Leders D aus der Breite des Stegs B als

 

B/(2*Wurzel(2))

 

Auch hier eine Grafik und Werte:

 

Breite des Kopfes [mm] Mindestdicke Leder [mm]
B D
0,50 0,18
1,00 0,35
3,00 1,06
6,00 2,12
8,00 2,83

 

Als Merksatz:
 

  • Der Steg darf höchstens 3 mal so breit sein, wie das Leder dick ist.


Siehe auch: Werkzeuge für die Kantenbearbeitung

Maße beim Kantenzieher

Sattlernaht - Welche Stichweite, welcher Faden, welche Ahle


Ahlen und Ahlenhefte gibt es hier:
Werkzeuge zum Nähen
 

Nadeln, Wachs und Zwirn gibt es hier: Nadeln, Garn und Zwirn
 

 


Ein Prickrad macht eine Markierung in einem festen Abstand. Doch welchen Abstand soll man nehmen? Vier, Fünf oder besser Sechs Loch pro Zoll? Und welcher Faden ist der Richtige? Dies hängt von zwei Aspekten ab:

  • funktionell - Dicke der Lederschichten
  • ästhetisch - Wie sieht es schön aus?


Funktionelle Aspekte

Einerseits soll das Leder weder perforiert werden, andererseits soll das Leder mit der Naht dicht verbunden werden. Als Richtwert sollten die Löcher nicht näher zusammen liegen als das Leder Dick ist. Der Faden liegt in einem kleinen Bogen von Loch zu Loch im Leder; daher verteilt er die Kraft recht gut; aber: bei mehr als dreifachem Abstand können weiche Leder unter dem Faden wellen, ständige Leder schliessen vielleicht nicht mehr.
 

Dabei ist auch zu bedenken, dass die Fadendicke und damit auch die Nadeln und Ahle auf das Leder abgestimmt sein sollten. Für Leder von 1mm bis 4mm Dicke sind die Nadeln Nr. 2/0 mit 60mm, ein Prickrad Nr. 5 und 18/3 bis 20/3 Zwirn gängig.
Dünneres Leder lässt sich gut mit dem dünneren nicht geflochtenem Serafil oder vergleichbarem Nylongarn nähen, sogar mit der Haushaltsnähmaschine.
Per Hand braucht man dann die dünneren Nadeln Nr. 1/0 und auch ein Prickrad Nr. 7.

Bei der Ahle ist eine andere Beurteiling wichtig: die ca. 2mm dicken Rundahle gehen gut für Polsterleder und Veloursleder; auch weil sich die Löcher wieder gut schließen. Für dickeres Leder und ständiges Leder (Glattleder, Fettleder mit Narbe) ist aber eine Schwertahle oder eine rautenförmige Ahle (eigentlich Nähahle genannt) günstiger. Die Nähahle ist bis etwa 2,5mm Schichtdicke sinnvoll, da sie nicht ganz so breite Schlitze wie die Schwertahle macht.
Die unterschiedlichen Bauarten liegen an der Handarbeit. Während die Hand etwa gleich viel Kraft hat, so verbiegen sich sehr dünne Schwertahlen, Rundahlen verdrängen Leder und sind daher kaum in steifes Leder zu bekommen, die rautenförmige Nähahle liegt in ihrem Verhalten zwischen beiden Bauformen. 

Also: der Lochabstand sollte nicht weniger als die Dicke des Werkstücks betragen, aber nicht mehr als das Dreifache. Die Empfehlung ist daher:
Lochabstand =  2 * Werkstückdicke.

Die Prickräder in den gängigen 3,4,5,6,7 Punkte pro Inch Maßen lassen sich so einer Dicke des Werkstücks an der Nahtstelle zuordnen (also alle Lagen, die vernäht werden, z.B. 2 * 2,5mm Leder = 5mm Nahtdicke), siehe Tabelle:

Punkte Pro Zoll vs.
Dicke der Lederschichten
Prickrad Nr. [pkt/inch] Min. [mm] Ideal [mm] Max. [mm]
3 8,5 12,7 17,0
4 6,4 9,5 13,0
5 5,0 7,6 10,0
6 4,2 6,4 8,5
7 3,6 5,4 7,3
8 3,2 4,8 6,4


Was macht man mit feinerem Leder? Auch wenn Dicken von 1mm durchaus noch haltbar sind, wird man aus pragmatischen Gründen die Stichlänge nicht viel kleiner wählen: Bei der Sattlerhandnaht muss jedes Loch einzeln gestochen werden, und bei so kurzen Stichlängen ist die Naht kaum mehr ökonomisch. Bei der Maschinennaht müssen die vielen Löcher präzise sitzen, daß ist eine Frage des Vortriebs, sonst droht auch hier wieder die Perforierung. Praktisch ist der kleinste mit üblichen Mitteln erreichbare Lochabstand bei etwa 2mm.

 

Ästhetische Aspekte

 

Zunächst mal zur Illustration: Eine Naht von oben betrachtet sieht, abgesehen von den Proportionen Fadendicke und Nahtlänge immer gleich aus. Die Fadendicke ist gegenüber dem Lochabstand praktisch zu vernachlässigen, solange der Lochabstand größer als die Fadendicke ist (also praktisch immer).
Der ästhetische Eindruck entsteht daher im Wesentlichen durch die Dicke der Nahtkante zu der Länge der Stiche.
Natürlich auch die gleichmäßige und korrekte Ausführung der Sattlernaht, darüber aber mehr in einem anderen Artikel.

Was ist also die ästhetisch schöne Dimensionierung? Bei einem Lochabstand von 1 * Werkstückdicke ergibt sich durchaus ein schönes Bild; die Naht wirkt fein und meist neigt man dazu die kleineren Fehler bei den vielen Stichen zu übersehen.
Allerdings ist es auch aufwendiger. Die nächst beste Lösung ist tatsächlich auch der 2 fache Werkstückabstand.

Ziernähte, die nicht tragend sind, dürfen auch andere als die vorgegebenen Abstände haben: Diese müssen ja kein Leder zusammenhalten. Ein Werkstück wirkt am schönsten wenn die Nähte überall den gleichen Lochabstand haben. Andererseits kann auch eine Ziernaht unschön aussehen, wenn die sichtbare Kante und Stichweite deutlich disharmonieren.
Daher sollte die Stichweite gewählt werden, die den funktionellen Nähten und den Ziernähten gleichermaßen rechnung trägt. Falls dies nicht geht, sollte mit ganzen Teilern gearbeitet werden. Z.B. halbe Stichweite für die Ziernaht.




 

Rückfragen? Anmerkungen? Hier Kontakt aufnehmen
 

 

Sattlernaht - Welche Stichweite? Welcher Faden? Welche Ahle?

Leder- Werkzeug und Hilfsstoffe anhand der Fertigungsschritte

Leder Werkzeug und Hilfsstoffe Übersicht
Eine Übersicht in Reihenfolge der handwerklichen Fertigungsschritte

 

Die handwerkliche Fertigung von Lederwaren beginnt mit dem Schnittmuster. Die Schnittmustererstellung gehört traditionell mit zum Handwerk. Es gibt aber auch viele fertige Schnittmuster im Internet für diverse Taschen, Beutel, Portemoines uvam.

 

Ist das richtige Schnittmuster gefunden, wird es auf das Leder übertragen (und zwar auf die Rückseite) und das Leder ausgeschnitten. Dazu bieten sich Kugelschreiber bzw. Silberstift (für dunkle Leder) an. Alternativ kann auch Kreide verwendet werden; einerseits lässt es sich auch entfernen und Flächen bequemer übertragen, andererseits ist es nicht so deutlich wie die Stifte. Dazu kann man normale Tafelkreide oder Schneiderkreide verwenden. Letztere ist feiner, aber manchmal nicht deutlich genug.

 

Zum Ausschneiden sind Halbmond, Viertelmond, Rollcutter und Ziehmesser die häufigst genutzten Werkzeuge.
Das traditionelle Halbmondmesser und insbesondere das Viertelmond ist ein vielseitig nutzbares Messer. Der Rollcutter ist günstig und für gerade Schnitte sehr praktikabel, das Ziehmesser bzw. die Ziehklinge des Viertelmonds ist besonders dann angebracht, wenn feine Kurven zu schneiden sind, oder Schnittenden besonders sorgfältig herausgetrennt werden sollen.
Um Fehlschnitte besser zu kaschieren sollte übrigens von der Fleischseite (= Rückseite) aus geschnitten werden.

 

Bei ständigem Leder sollten nun die Kanten bearbeitet werden.
Zunächst sollten sie gebrochen werden (bedeutet: schräg angeschnitten), da sie sonst unschön aussehen und unangenehm beim Anfassen sind. Dazu gibt es ein Werkzeug unter den Namen Kantenbrecher, Kantenhobel oder auch Kantenzieher. Die Funktionsweise ist immer gleich, allerdings sind die Längen, Winkel und und auch die Schärfe unterschiedlich. Die Nenngröße des Werkzeugs ist die Breite. Mehr dazu im Artikel über die richtige Kantenbreite.

Nach dem Kantenbrechen können die Kanten poliert. Dass kann mit einem Handwerkzeug oder einem Einsatz für eine Poliermaschine erfolgen.
Es gibt auch noch aufwendigere Möglichkeit wie z.B. die Kanten zu bugen. Dazu wird ein Halbmond oder Ausschärfmesser benötigt, richtig bequem aber erst mit einer speziellen Ausbugmaschine. Jedes Werkzeug dient hier dazu einen Randstreifen auszuschärfen, damit anschliessend das Leder versäumt werden kann.


Bei weichem Leder kann man das Leder wenden, und wenn nicht werden sie einfach nur ggf. noch gerade geschnitten. Dazu reicht eine gute Schneiderschere aus.

 

Sind die Schnitte fertig, können sie aneinander gefügt werden. Nur bei sehr schwierigen Verbindungen oder wo es absolute Genauigkeit der Position ankommt, ist ein Vorkleben erforderlich. Dazu ist z.B. lösungsmittelfreien Kleber wie den Leather Craft Cement mehr als ausreichend.
Bei den meisten Verbindungen genügt es beide Teile in eine Spannvorrichtung einzuspannen. Diese hat verschiedene Namen und Bauformen: Nähkloben, Nähkolben, Nähpony; mit Sitzvorrichtung auch Nähroß, selten Nähkolben, Nähhilfe. Zum Spannen sind diese meist mit Schraubvorrichtung, manchmal mit Spannhebel ausgestattet, oder werden zwischen die Beine gelegt und durch das Gewicht des Schenkels zusammen gehalten (französischer Nähkloben).
Alle müssen befestigt werden, aber hier gibt es auch Varianten: Zum Anschrauben am (stabilen) Tisch durch Schraubzwinge, zum Draufsetzen, zum zwischen die Beine klemmen.

Dünne Leder - bei Ledernähmaschinen auch dicke Leder – können maschinell verarbeitet werden. Wichtig ist ein Obertransportfuß, eine passende Ledernadel oder – bei dünnen Ledern auch Jersey- Nadel sowie ein etwas elastisches aber stabiles Garn notwendig, wie z.B. Serafil.
 

Beim Nähkloben wird nun mit der Ahle das Loch vorgestochen und die Sattlernadeln durch das entstandene Loch geführt. Hier können auch traditionelle Materialien wie Leinenzwirn problemlos verarbeitet werden. Ist das Zwirn nicht gewachst, braucht man noch ein wenig Sattlerwachs.
 

Für die Verarbeitung von Lederband für Funktionelle bzw. Ziernähte oder Säumnähte gibt es auch spezielle Flechnadeln, die es deutlich einfacher machen, die Bänder durch enge Löcher zu fädeln.
 


 

Übersicht über die Leder- Werkzeuge und Hilfsstoffe