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Sattlernaht - Welche Stichweite, welcher Faden, welche Ahle


Ahlen und Ahlenhefte gibt es hier: Werkzeuge zum Nähen
 

Nadeln, Wachs und Zwirn gibt es hier: Nadeln, Garn und Zwirn
 

 


Ein Prickrad macht eine Markierung in einem festen Abstand. Doch welchen Abstand soll man nehmen? Vier, Fünf oder besser Sechs Loch pro Zoll? Und welcher Faden ist der Richtige? Dies hängt von zwei Aspekten ab:

  • funktionell - Dicke der Lederschichten
  • ästhetisch - Wie sieht es schön aus?


Funktionelle Aspekte

Einerseits soll das Leder weder perforiert werden, andererseits soll das Leder mit der Naht dicht verbunden werden. Als Richtwert sollten die Löcher nicht näher zusammen liegen als das Leder Dick ist. Der Faden liegt in einem kleinen Bogen von Loch zu Loch im Leder; daher verteilt er die Kraft recht gut; aber: bei mehr als dreifachem Abstand können weiche Leder unter dem Faden wellen, ständige Leder schliessen vielleicht nicht mehr.
 

Dabei ist auch zu bedenken, dass die Fadendicke und damit auch die Nadeln und Ahle auf das Leder abgestimmt sein sollten. Für Leder von 1mm bis 4mm Dicke sind die Nadeln Nr. 2/0 mit 60mm, ein Prickrad Nr. 5 und 18/3 bis 20/3 Zwirn gängig.
Dünneres Leder lässt sich gut mit dem dünneren nicht geflochtenem Serafil oder vergleichbarem Nylongarn nähen, sogar mit der Haushaltsnähmaschine.
Per Hand braucht man dann die dünneren Nadeln Nr. 1/0 und auch ein Prickrad Nr. 7.

Bei der Ahle ist eine andere Beurteiling wichtig: die ca. 2mm dicken Rundahle gehen gut für Polsterleder und Veloursleder; auch weil sich die Löcher wieder gut schließen. Für dickeres Leder und ständiges Leder (Glattleder, Fettleder mit Narbe) ist aber eine Schwertahle oder eine rautenförmige Ahle (eigentlich Nähahle genannt) günstiger. Die Nähahle ist bis etwa 2,5mm Schichtdicke sinnvoll, da sie nicht ganz so breite Schlitze wie die Schwertahle macht.
Die unterschiedlichen Bauarten liegen an der Handarbeit. Während die Hand etwa gleich viel Kraft hat, so verbiegen sich sehr dünne Schwertahlen, Rundahlen verdrängen Leder und sind daher kaum in steifes Leder zu bekommen, die rautenförmige Nähahle liegt in ihrem Verhalten zwischen beiden Bauformen. 

Also: der Lochabstand sollte nicht weniger als die Dicke des Werkstücks betragen, aber nicht mehr als das Dreifache. Die Empfehlung ist daher:
Lochabstand =  2 * Werkstückdicke.

Die Prickräder in den gängigen 3,4,5,6,7 Punkte pro Inch Maßen lassen sich so einer Dicke des Werkstücks an der Nahtstelle zuordnen (also alle Lagen, die vernäht werden, z.B. 2 * 2,5mm Leder = 5mm Nahtdicke), siehe Tabelle:

Punkte Pro Zoll vs.
Dicke der Lederschichten
Prickrad Nr. [pkt/inch] Min. [mm] Ideal [mm] Max. [mm]
3 8,5 12,7 17,0
4 6,4 9,5 13,0
5 5,0 7,6 10,0
6 4,2 6,4 8,5
7 3,6 5,4 7,3
8 3,2 4,8 6,4


Was macht man mit feinerem Leder? Auch wenn Dicken von 1mm durchaus noch haltbar sind, wird man aus pragmatischen Gründen die Stichlänge nicht viel kleiner wählen: Bei der Sattlerhandnaht muss jedes Loch einzeln gestochen werden, und bei so kurzen Stichlängen ist die Naht kaum mehr ökonomisch. Bei der Maschinennaht müssen die vielen Löcher präzise sitzen, daß ist eine Frage des Vortriebs, sonst droht auch hier wieder die Perforierung. Praktisch ist der kleinste mit üblichen Mitteln erreichbare Lochabstand bei etwa 2mm.

 

Ästhetische Aspekte

 

Zunächst mal zur Illustration: Eine Naht von oben betrachtet sieht, abgesehen von den Proportionen Fadendicke und Nahtlänge immer gleich aus. Die Fadendicke ist gegenüber dem Lochabstand praktisch zu vernachlässigen, solange der Lochabstand größer als die Fadendicke ist (also praktisch immer).
Der ästhetische Eindruck entsteht daher im Wesentlichen durch die Dicke der Nahtkante zu der Länge der Stiche.
Natürlich auch die gleichmäßige und korrekte Ausführung der Sattlernaht, darüber aber mehr in einem anderen Artikel.

Was ist also die ästhetisch schöne Dimensionierung? Bei einem Lochabstand von 1 * Werkstückdicke ergibt sich durchaus ein schönes Bild; die Naht wirkt fein und meist neigt man dazu die kleineren Fehler bei den vielen Stichen zu übersehen.
Allerdings ist es auch aufwendiger. Die nächst beste Lösung ist tatsächlich auch der 2 fache Werkstückabstand.

Ziernähte, die nicht tragend sind, dürfen auch andere als die vorgegebenen Abstände haben: Diese müssen ja kein Leder zusammenhalten. Ein Werkstück wirkt am schönsten wenn die Nähte überall den gleichen Lochabstand haben. Andererseits kann auch eine Ziernaht unschön aussehen, wenn die sichtbare Kante und Stichweite deutlich disharmonieren.
Daher sollte die Stichweite gewählt werden, die den funktionellen Nähten und den Ziernähten gleichermaßen rechnung trägt. Falls dies nicht geht, sollte mit ganzen Teilern gearbeitet werden. Z.B. halbe Stichweite für die Ziernaht.




 

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