Leder Werkzeug und Hilfsstoffe Übersicht
Eine Übersicht in Reihenfolge der handwerklichen Fertigungsschritte
Die handwerkliche Fertigung von Lederwaren beginnt mit dem Schnittmuster. Die Schnittmustererstellung gehört traditionell mit zum Handwerk. Es gibt aber auch viele fertige Schnittmuster im Internet für diverse Taschen, Beutel, Portemoines uvam.
Ist das richtige Schnittmuster gefunden, wird es auf das Leder übertragen (und zwar auf die Rückseite) und das Leder ausgeschnitten. Dazu bieten sich Kugelschreiber bzw. Silberstift (für dunkle Leder) an. Alternativ kann auch Kreide verwendet werden; einerseits lässt es sich auch entfernen und Flächen bequemer übertragen, andererseits ist es nicht so deutlich wie die Stifte. Dazu kann man normale Tafelkreide oder Schneiderkreide verwenden. Letztere ist feiner, aber manchmal nicht deutlich genug.
Zum Ausschneiden sind Halbmond, Viertelmond, Rollcutter und Ziehmesser die häufigst genutzten Werkzeuge.
Das traditionelle Halbmondmesser und insbesondere das Viertelmond ist ein vielseitig nutzbares Messer. Der Rollcutter ist günstig und für gerade Schnitte sehr praktikabel, das Ziehmesser bzw. die Ziehklinge des Viertelmonds ist besonders dann angebracht, wenn feine Kurven zu schneiden sind, oder Schnittenden besonders sorgfältig herausgetrennt werden sollen.
Um Fehlschnitte besser zu kaschieren sollte übrigens von der Fleischseite (= Rückseite) aus geschnitten werden.
Bei ständigem Leder sollten nun die Kanten bearbeitet werden.
Zunächst sollten sie gebrochen werden (bedeutet: schräg angeschnitten), da sie sonst unschön aussehen und unangenehm beim Anfassen sind. Dazu gibt es ein Werkzeug unter den Namen Kantenbrecher, Kantenhobel oder auch Kantenzieher. Die Funktionsweise ist immer gleich, allerdings sind die Längen, Winkel und und auch die Schärfe unterschiedlich. Die Nenngröße des Werkzeugs ist die Breite. Mehr dazu im Artikel über die richtige Kantenbreite.
Nach dem Kantenbrechen können die Kanten poliert. Dass kann mit einem Handwerkzeug oder einem Einsatz für eine Poliermaschine erfolgen.
Es gibt auch noch aufwendigere Möglichkeit wie z.B. die Kanten zu bugen. Dazu wird ein Halbmond oder Ausschärfmesser benötigt, richtig bequem aber erst mit einer speziellen Ausbugmaschine. Jedes Werkzeug dient hier dazu einen Randstreifen auszuschärfen, damit anschliessend das Leder versäumt werden kann.
Bei weichem Leder kann man das Leder wenden, und wenn nicht werden sie einfach nur ggf. noch gerade geschnitten. Dazu reicht eine gute Schneiderschere aus.
Sind die Schnitte fertig, können sie aneinander gefügt werden. Nur bei sehr schwierigen Verbindungen oder wo es absolute Genauigkeit der Position ankommt, ist ein Vorkleben erforderlich. Dazu ist z.B. lösungsmittelfreien Kleber wie den Leather Craft Cement mehr als ausreichend.
Bei den meisten Verbindungen genügt es beide Teile in eine Spannvorrichtung einzuspannen. Diese hat verschiedene Namen und Bauformen: Nähkloben, Nähkolben, Nähpony; mit Sitzvorrichtung auch Nähroß, selten Nähkolben, Nähhilfe. Zum Spannen sind diese meist mit Schraubvorrichtung, manchmal mit Spannhebel ausgestattet, oder werden zwischen die Beine gelegt und durch das Gewicht des Schenkels zusammen gehalten (französischer Nähkloben).
Alle müssen befestigt werden, aber hier gibt es auch Varianten: Zum Anschrauben am (stabilen) Tisch durch Schraubzwinge, zum Draufsetzen, zum zwischen die Beine klemmen.
Dünne Leder - bei Ledernähmaschinen auch dicke Leder – können maschinell verarbeitet werden. Wichtig ist ein Obertransportfuß, eine passende Ledernadel oder – bei dünnen Ledern auch Jersey- Nadel sowie ein etwas elastisches aber stabiles Garn notwendig, wie z.B. Serafil.
Beim Nähkloben wird nun mit der Ahle das Loch vorgestochen und die Sattlernadeln durch das entstandene Loch geführt. Hier können auch traditionelle Materialien wie Leinenzwirn problemlos verarbeitet werden. Ist das Zwirn nicht gewachst, braucht man noch ein wenig Sattlerwachs.
Für die Verarbeitung von Lederband für Funktionelle bzw. Ziernähte oder Säumnähte gibt es auch spezielle Flechnadeln, die es deutlich einfacher machen, die Bänder durch enge Löcher zu fädeln.